Albtraum für deutsche Autobauer Warum Tesla und Trump ein US-Traumpaar sind

AP
Great again: 2017 will Tesla-Chef Elon Musk das Model 3 auf den Markt bringen - und stürmisch wachsen
Make America's car industry great again: Nicht General Motors oder Ford, sondern Tesla ist der Hoffnungsträger des US-Präsidenten. Das Traumpaar Tesla-Trump könnte für BMW und Mercedes zum Albtraum werden.
25 Prozent Kursplus in sechs Wochen: Kaum ein US-Konzern ist so furios ins Jahr gestartet wie der US-Elektroautobauer Tesla. Bereits im Dezember hatte die Aktie mehr als 10 Prozent zugelegt und nähert sich nun ihrem Rekordhoch von 280 US-Dollar. Das erste Amtsjahr Donald Trumps ist zugleich das wichtigste Jahr in Teslas erst 14jähriger Unternehmensgeschichte. Dass Tesla-Chef Elon Musk eine besondere Nähe zum neuen Präsidenten genießt, ist kein Zufall: Teslas Expansionspläne für das Jahr 2017, lange vor der US-Präsidentenwahl entstanden, lesen sich zeitweise wie eine Blaupause von Trumps Wirtschaftsprogramm.
"Wir werden einen globalen Gewinner in der Autoindustrie schaffen, der die Konkurrenz aus Deutschland und Japan in die Schranken weisen wird. Wir bauen dafür die größte Fabrik der Welt - natürlich in den USA. Und wir werden den Autoabsatz bis 2020 mehr als verzehnfachen. Jobs! Energie! US-Autos für alle! Phänomenal!"
Dies ist kein Tweet von Donald Trump, dafür ist er auch zu lang. Aber die darin formulierten Ziele decken sich 1:1 mit Teslas Wachstumsplänen: Im zweiten Halbjahr 2017 will Musk Teslas "Model 3" zum Preis von ab 35.000 Dollar auf die Straße bringen und damit den Durchbruch zum Massenhersteller schaffen. Das 2003 gegründete Unternehmen, das im Vorjahr knapp 80.000 Autos verkaufte, will 2018 mehr als 500.000 Elektroautos und im Jahr 2020 sogar eine Million Autos ausliefern.
Ein Wachstum von mehr als 1000 Prozent während Trumps erster Amtszeit - Elon Musk ist ebenso wie Trump nicht nur ein Freund der großen Worte, er hat auch extrem ehrgeizige Wachstumsziele. Mit einem Marktwert von 45 Milliarden Dollar hat Tesla Börsen-Chart zeigen den Konkurrenten Audi bei der Börsenbewertung längst abgehängt und macht sich daran, auf BMW (55 Milliarden Dollar) aufzuschließen.
Gemeinsame Ziele: Was Tesla und Trump so nah zusammenbringt

AFP
Donald Trump, Elon Musk: Lukrative Nähe
Dass Tesla für Trump ein großer Hoffnungsträger ist und somit nicht nur mit steuerlichen Hilfen rechnen darf, hat mit mehreren Faktoren zu tun. Die wichtigsten im Überblick:
- Im Gegensatz zu US-Weltmarktführern wie Google Börsen-Chart zeigen , Facebook Börsen-Chart zeigen oder Amazon haben die US-Autokonzerne General Motors Börsen-Chart zeigen , Chrysler und Ford Börsen-Chart zeigen keinen technologischen Vorsprung, um die Konkurrenz aus Asien und Europa fernzuhalten. Die "Big Three" aus Detroit sind eher auf fragwürdige Hilfen wie Schutzzölle angewiesen. Tesla dagegen kann aus einer Position der Stärke heraus agieren und der ausländischen Konkurrenz wie BMW Börsen-Chart zeigen , Audi, Mercedes oder Toyota Börsen-Chart zeigen weiterhin Marktanteile abjagen: Vor allem dann, wenn die Wachstums-Explosion gelingt. Trump liebt märchenhafte Erfolgsstorys - und noch viel mehr, wenn sie von US-Autokonzernen geschrieben werden.
- Tesla baut derzeit in Nevada mit der "Gigafactory" die größte Fabrik der Welt. Ein Fest für Trump, der durch die Revitalisierung klassischer Industrien zum "größten Job-Erschaffer" aller Zeiten werden will. Im Januar berichtete Musk, dass die "Gigafactory" seit Juli ihre Größe verdoppelt habe und man bereits im zweiten Quartal 2017 mit der Batterieproduktion dort beginnen werde. Nicht nur Trump war begeistert, sondern auch die Tesla Aktionäre: Allein im Januar stieg die Aktie um 12 Prozent.
- Tesla-Chef Elon Musk bleibt Trump als Wirtschafts-Berater erhalten - auch in Zeiten, in denen die Umfragewerte für den Präsidenten im Keller sind und Wirtschaftslenker wie Uber-Chef Travis Kalanick sich bereits zurückgezogen haben. Kürzlich hat Tesla einen dreistelligen Millionenauftrag an einen deutschen Zulieferer storniert. Qualitätsbedenken, hieß es.
- Tesla baut seine Autos in Kalifornien und seine Batterien in Nevada, USA. General Motors und Ford wurden wegen ihrer Werke in Mexiko bereits von Trump kritisiert, und Chrysler steht seit der Übernahme durch Fiat unter europäischer Kontrolle. Preisfrage: Wer ist derzeit wohl der Darling des Präsidenten?
- Am 22. Februar wird Tesla seine Zahlen zum abgelaufenen ersten Quartal bekannt geben. Anleger erwarten auch eine Bestätigung, dass das "Model 3" ab dem zweiten Halbjahr vom Band laufen wird und man mit den Vorbereitungen im Zeitplan liege. Berichte, dass das Tesla-Werk im kalifornischen Fremont in Kürze eine Produktionspause einlegen werde, um die Produktion des Model 3 vorzubereiten, schickten die Aktie allein in dieser Woche um mehr als 6 Prozent ins Plus. Mit 270 Dollar je Aktie ist das Tesla-Papier nur noch rund 4 Prozent von seinem Rekordhoch entfernt.
- Teslas umstrittene Autopilot-Funktion hat bereits zu einem tödlichen Unfall geführt. Die US-Behörde für Straßensicherheit stellte Tesla im Januar jedoch einen Freibrief aus, man konnte keine Mängel an der Software feststellen. Übermäßige Regulierung, die das Wachstum eines Unternehmens bremst, wäre auch für Trump kaum akzeptabel gewesen.
- Trumps Ankündigung, Unternehmen zu belohnen, die Jobs in den USA schaffen, spielt Tesla in die Karten. Auch Trumps milliardenschweres Infrastrukturprogramm hilft dem aufstrebenden Unternehmen: Zum einen direkt durch die Verbesserung der Verkehrswege, zum anderen auch indirekt: Milliardenschweres "deficit spending" führt in der Regel zu einem kurzfristigen Wachstumsschub einer Volkswirtschaft, zu höheren Löhnen und meist auch zu steigenden Energiepreisen.
Potenzielle Tesla-Käufer in den USA haben also mehr Geld in der Tasche - und der Anreiz, ein Elektroauto zu kaufen, wird bei steigenden Ölpreisen zusätzlich attraktiv. Auszuschließen ist auch nicht, dass Trump den Kauf eines Elektroautos - ähnlich wie in Deutschland - mit einer Kaufprämie oder steuerlichen Anreizen fördert.
Warum 2017 ein Schicksalsjahr für Tesla ist
Für Tesla Börsen-Chart zeigen hat das Schicksalsjahr 2017 mit lauter guten Nachrichten begonnen. Sollte der US-Autobauer in diesem Jahr mit "Model 3" und in der "Gigafactory" die Produktionsziele schaffen, seine Verkaufsziele erfüllen und bereits im Jahr 2018 rund 500.000 Autos verkaufen, rechnen Analysten für das kommende Jahr mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden Dollar - allein für das Model 3. Die bereits erhältlichen Premium-Elektroautos Model S und Model X sind dabei noch nicht einmal eingerechnet.
Die im Dax notierten Autobauer BMW Börsen-Chart zeigen , Daimler Börsen-Chart zeigen und Volkswagen Börsen-Chart zeigen haben Grund, sich wegen Tesla Sorgen zu machen. Teslas "Model 3" wird in der gleichen Preisklasse spielen wie BMWs seit 2013 erhältlicher BMW i3 und dem deutschen Modell mit hoher Wahrscheinlichkeit Marktanteile abjagen. Zudem wird das Model 3 längst am Markt etabliert sein, wenn die deutschen Konkurrenten ihre Tesla-Fighter ins Rennen schicken. Audis e-tron ist für 2018 geplant, die EQ-Reihe von Mercedes kommt 2019, Porsches "Mission E" erst 2020. Zu diesem Zeitpunkt will Tesla die Millionengrenze bereits geknackt haben.
Nicht nur die deutschen Autobauer sind betroffen. Der Chip-Konzern Infineon Börsen-Chart zeigen teilte in dieser Woche mit, dass die geplante Übernahme des US-Chipherstellers Wolfspeed auf Bedenken stoße. Die US-Behörde für ausländische Investitionen (CFIUS) habe "Sicherheitsbedenken" angemeldet. Mit Hilfe der Wolfspeed-Übernahme will Infineon seine Position als Zulieferer in der Elektroauto-Industrie verbessern. Worin die Sicherheitsbedenken bestehen, ist noch unklar.
Tesla, auf dem Weg zu einem globalen Champion made in USA, wird die Entscheidung von CFIUS gelassen abwarten. Doch die deutsche Konkurrenz sollte die weitere Entwicklung des Dreamteams Tesla/Trump aufmerksam verfolgen.
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