
"Ich finde es Käse." Sebastian Vettel versuchte gar nicht erst, seine Abneigung zu verbergen, als er auf die Formel E angesprochen wurde. "Ich bin überhaupt kein Fan davon und könnte mich als Zuschauer dafür null begeistern", sagte der vierfache Formel-1-Weltmeister. Der Red-Bull-Pilot ist bekanntermaßen ein Befürworter von lauten, stinkenden Motoren. Also genau das, was die Formel E nicht ist - und auch nicht sein will.
Alejandro Agag ist Chef der Formel E. Ständig muss er sich fragen lassen, ob die neue Rennsportserie nicht einfach nur die Formel 1 auf Ökobasis sei. Der Spanier sagt dann stets: "Wir müssen eine ganz andere Show bieten. Wir müssen uns als eine andere Art des Motorsports präsentieren."
Was haltet ihr von der Formel-E?
Im folgenden noch eine kurze Zusammenfassung (FAQ) über die Grundsätze der Formel E

1. Was ist die Formel E überhaupt?
Vereinfacht gesagt: Die Formel 1 mit Elektro- statt Benzinmotoren. Die Autos der neuen Rennserie haben ebenfalls freistehende Reifen, eine lange Schnauze sowie Front- und Heckflügel. In der ersten Saison fahren alle Formel-E-Teams mit dem gleichen Fahrzeug, dem Spark-Renault SRT_01E. Das Chassis kommt von Dallara, den Elektroantrieb hat McLaren gebaut, die Batterie liefert Williams, und Renault hat die Technik zusammengefügt. Die Reifen sind von Michelin, auch dabei gilt das Einheitsprinzip: Es sind alles Allwetterreifen.
2. Welche Leistung haben die Motoren?
Sie haben maximal 272 PS, die Höchstgeschwindigkeit der Fahrzeuge ist auf 225 Kilometer pro Stunde begrenzt. Die Motoren halten nur rund 25 Minuten, dann sind die Batterien leer. Weil ein Aufladen ebenso wie ein Wechsel der Batterie zu viel Zeit und damit Spannung kosten würde, steigen die Fahrer für die zweite Rennhälfte in ein zweites Auto mit voller Batterie um. Dabei gilt wie beim Reifenwechsel in der Formel 1: Jede Sekunde zählt.
3. Wie laut ist die Formel E?
Die Motoren erzeugen rund 80 Dezibel. Das entspricht in etwa der Lautstärke eines Rasenmähers. In der Formel 1 werden größtenteils 130 Dezibel erreicht, was so laut wie ein startendes Düsenflugzeug ist. Mit Blick auf die neue Rennserie sagte Agag der "Welt": "Die Zuschauer an der Strecke brauchen keine Ohrstöpsel wie in der Formel 1. Man kann sich auf der Tribüne problemlos unterhalten."
4. Wie viele Teams gibt es?
Insgesamt zehn mit je zwei Fahrern. Die Namen der Teams sind eher unbekannt, die Investoren dahinter dafür umso bekannter: Hinter dem Venturi-Team steckt unter anderem Leonardo DiCaprio, Virgin Racing ist das Team von Richard Branson, Namensgeber und Investor von Andretti Autosport ist Mario Andretti, Formel-1-Weltmeister 1978. Mit Audi Sport Abt ist auch ein deutsches Team dabei.
5. Welche Fahrer sind dabei?
Von den 20 Piloten haben viele Formel-1-Erfahrung. Die bekanntesten Namen sind Nick Heidfeld (Venturi Formula E), Jarno Trulli (Team Trulli) und Bruno Senna (Mahindra Racing). Im Gegensatz zur Formel 1 sind auch zwei Frauen am Start: Die Britin Katherine Legge fährt für Amlin Aguri, Michela Cerruti aus Italien ist Teamkollegin von Jarno Trulli. Für Abt sind Familiensohn Daniel Abt und Lucas di Grassi dabei. Der Brasilianer fuhr 2010 für Virgin in der Formel 1.
6. Wo wird gefahren?
Im Gegensatz zur Formel 1, die mit Ausnahme von Monaco auf Kursen am Stadtrand oder in ländlichen Gebieten fährt, gastiert die Formel E in den großen Metropolen dieser Welt: Buenos Aires, Miami, Berlin, London. Auftakt ist in Peking. "Wir sind grün und passen hervorragend zum Zeitgeist der Metropolen, in denen wir fahren", sagt Agag. In Berlin wird etwa auf dem Vorfeld des stillgelegten Flughafens Tempelhof gefahren.
7. Wie sieht ein Rennwochenende aus?
Das von der Formel 1 bekannte Rennwochenende ist in der Formel E nur ein Renntag, und zwar stets ein Samstag. Damit soll den Besuchern ermöglicht werden, weitere Showveranstaltungen am Abend zu besuchen. Morgens findet das Training statt, mittags das Qualifying und am späten Nachmittag das Rennen.
8. Wie wird gewertet?
Die Punkte werden grundsätzlich wie in der Formel 1 vergeben: 25 Punkte für Platz 1, 18 für Platz 2, 15 für Platz 3, 12 für Platz 4, 10 für Platz 5, 8 für Platz 6, 6 für Platz 7, 4 für Platz 8, 2 für Platz 9 und einen Punkt für Platz 10. Zusätzlich gibt es drei Punkte für die Pole Position und zwei für die schnellste Rennrunde.
9. Welche Besonderheiten gibt es?
Die Fans sollen auf besondere Weise einbezogen werden. Vor jedem Rennen stimmen sie auf der Formel-E-Seite im Internet und später auch über die Formel-E-App über die beliebtesten Fahrer ab ("FanBoost"). Die drei Erstplatzierten werden 20 Minuten vor einem Rennen bekannt gegeben und bekommen pro Rennen für fünf Sekunden 50 PS zusätzlich.
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