Der Autohersteller Opel ist nach Informationen des manager magazins erst sehr spät in die Verkaufsgespräche von GM und Peugeot eingeweiht worden. Die GM-Tochter hat einen Alternativplan in der Schublade.
Der Vorstand des Autobauers Opel ist von den Übernahmeverhandlungen mit dem französischen Konkurrenten PSA Peugeot Citroën völlig überrascht worden. Die Führung des Rüsselsheimer Traditionsunternehmens wurde nach Informationen des manager magazins erst am Dienstagmorgen telefonisch in die Pläne des amerikanischen Mutterkonzerns General Motors (GM) eingeweiht. Lediglich Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sei ein wenig früher informiert worden.
Die Informationspolitik von GM ist auch deswegen delikat, weil Neumann bereits seit Monaten an einem anderen Zukunftsprojekt für den Autohersteller arbeitet. Der Chef wolle Opel bis 2030 zu einer reinen Elektromarke umbauen, berichtet das manager magazin in seiner neuesten Ausgabe.
GM-Chefin Mary Barra und der Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Dan Ammann kommen heute nach Rüsselsheim, um das Top-Management über die Gespräche mit PSA zu informieren. Die Konzerne bestätigen Verhandlungen über eine vertiefte Kooperation.
Entscheidung von GM-Vorstand über Elektroplan
Die alternative Elektrostrategie hat Opel-Chef Neumann in den vergangenen Monaten gemeinsam mit dem Vorstand entwickelt. Neumann will das neue Opel auf der neuen Elektroplattform des GM-Konzerns aufbauen. Das erste der batteriegetriebenen Modelle kommt aktuell auf den Markt. Im Frühjahr, spätestens im Mai, soll der GM-Vorstand eigentlich über den Elektroplan entscheiden. So habe es die Führung in Detroit versprochen, heißt es in Rüsselsheim. GM-Chefin Mary Barra fördert die Entwicklung von Elektroautos bereits seit Jahren. Welche Chancen der Elektro-Plan des Opel-Managements angesichts der Verhandlungen der GM-Spitze mit Peugeot jetzt noch hat, ist unklar.
Der Neumann-Plan gilt im Unternehmen als Ausbruchszenario und als Möglichkeit, das Überleben der Marke zu sichern. GM hat in Europa seit gut 15 Jahren keinen Gewinn mehr erwirtschaftet. 2016 lag der operative Verlust bei 257 Millionen Dollar. Auch die Aussichten für 2017 seien düster, berichtet manager magazin.
Vor diesem Hintergrund sehe Neumann die Gefahr, dass Opel mittelfristig nicht ausreichend in die gleichzeitige Entwicklung von Autos mit Verbrennungsmotoren und Elektroantrieben investieren könne, heißt es im Unternehmen. Deshalb wolle er die Marke relativ früh komplett auf den Antrieb der Zukunft fokussieren. Schon ab 2030 sollten keine Verbrenner mehr angeboten werden. Die Entwicklung solle dementsprechend früher gestoppt werden. Neumann habe sogar eine Trennung in ein Old und ein New Opel durchgespielt, berichtet manager magazin weiter. Vorbilder wären die Stromriesen Eon und RWE, die sich beide jüngst geteilt haben.
Kommentar