Im Rahmen der Demonstration eines selbstfahrenden Model X hat der US-amerikanische Autohersteller Tesla ein speziell präpariertes Fahrzeug verwendet. Dies räumte der Entwicklungsleiter Ashok Elluswamy bei einer gerichtlichen Anhörung im Juni 2022 ein, über die die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Außerdem soll das Vorführfahrzeug bei den Aufnahmen gegen einen Zaun gefahren sein, was Tesla ebenfalls verschwiegen haben soll.
Elluswamy zufolge war das Ziel des 2016 aufgenommenen Videos laut Anhörungsprotokoll (PDF), "das Potenzial des Systems zu zeigen", und nicht das, was den Kunden damals zur Verfügung stand. Tesla zeigte das Video erstmals im Oktober 2016, um ein neues Sensorsystem vorzustellen.
Damit das Werbevideo überhaupt möglich war, stützten sich die Tesla-Ingenieure laut Aussagen nicht auf die Daten von Kameras und anderen Sensoren, die während der Fahrt aufgezeichnet wurden. Stattdessen griff das System auf vorab aufgezeichnete 3D-Informationen der Fahrt zurück. Darüber hinaus waren mehrere Versuche notwendig, um das autonome Fahren ohne menschliches Eingreifen zu ermöglichen.
Die Ampelerkennung, die im Video gezeigt wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht verfügbar, räumte Elluswamy ein. Ebenso war das Fahrzeug noch nicht in der Lage, an einem Stoppschild selbstständig anzuhalten und wieder anzufahren.
Aus dem Interview geht nicht hervor, in welchem Umfang Tesla-Chef Elon Musk an der Erstellung und Annahme des Videos beteiligt war. Elluswamy zufolge hatte Musk damals eine "Demonstration der Fähigkeiten des Systems" gefordert. Allerdings konnte der Softwareentwickler nicht sagen, ob Musk wusste, dass die Entwickler auf 3D-Aufnahmen zurückgegriffen hatten, oder ob das Fahrzeug in den Zaun gekracht war.
Das Gespräch steht vor dem Hintergrund einer Klage, die die Hinterbliebenen eines bei einem Unfall ums Leben gekommenen Tesla-Fahrers gegen den Autohersteller angestrengt haben. Am 23. März 2018 war der Apple-Mitarbeiter Wei "Walter" Huang bei einem Unfall auf dem US-Highway 101 im Silicon Valley mit seinem Tesla gegen einen "Crash Attenuator Guard" (englisch für "Aufpralldämpfer") geprallt.
Bereits im Dezember 2021 hatte die New York Times ohne Angabe von Quellen berichtet, dass das Video zu Werbezwecken inszeniert worden sei. Mit Elluswamys Aussage liegt nun eine offizielle Bestätigung für das Vorgehen des Unternehmens vor.