In China berichtet Reuters unter Berufung auf ein internes Memo, dass die derzeitige Aufrüstung der Gigafactory in Shanghai dazu dienen soll, die Produktion bis Ende Juli auf ein neues Rekordniveau zu steigern. Das Ziel ist es, 22.000 Autos pro Woche in Shanghai zu produzieren.
Ursprünglich hatte Tesla geplant, das Ziel von 22.000 Fahrzeugen pro Woche bis Mitte Mai zu erreichen. Dies sollte 8.000 Model 3 und 14.000 Model Y umfassen, wurde aber durch die jüngste, fast zweimonatige Schließung des Covid 19 in Shanghai verhindert. In der aktuellen Ausbaustufe liegt die Produktionskapazität laut Reuters bei 17.000 Einheiten pro Woche.
Es ist noch nicht ganz klar, welche Auswirkungen der erneute Produktionsstopp im Juli auf die Auslieferungen im dritten Quartal haben wird. Normalerweise exportiert Tesla die bei Giga Shanghai produzierten Autos im ersten Monat eines Quartals. Dies geschieht, damit die in diesem Quartal produzierten Autos zum Beispiel in Europa noch bis zum Ende des Quartals ausgeliefert werden können. Nach mehrwöchiger Verschiffung können diese Autos noch im letzten Monat des Quartals eintreffen.
Giga Berlin versucht, die verlorene Zeit aufzuholen, gerät aber auch hier in Verzug
Da nach den schließungsbedingten Produktionsunterbrechungen in Shanghai zum Ende des zweiten Quartals deutlich weniger Schiffe als üblich Teslas aus China nach Europa brachten, spielte das bei Giga Berlin in Grünheide gebaute Model Y Performance eine wichtige Rolle beim üblichen Auslieferungsendspurt zum Quartalsende. In Europa häuften sich jedoch am Wochenende die Meldungen von Kunden, dass einige der geplanten Auslieferungen von Giga Berlin storniert wurden - teilweise erst, nachdem die Kunden bereits zum vereinbarten Abholtermin im Servicecenter erschienen waren.
Die verzögerten Lieferungen von Giga Berlin scheinen auf ein Problem mit der aus China gelieferten Antriebseinheit zurückzuführen zu sein. Nähere Details zu dem Defekt an der hinteren Antriebseinheit wurden zwar nicht bekannt gegeben, es soll sich aber um einen "sicherheitsrelevanten Defekt" handeln, der nicht durch ein Software-Update behoben werden kann. Dies wurde von mehreren Publikationen bestätigt, die berichteten, dass mindestens ein Kunde in Norwegen sein Tesla-Auto aufgrund des Problems nicht mehr fahren konnte und nun auf neue Teile warten muss. Auch über das Ausmaß des Lieferstopps bei Giga Berlin gibt es unterschiedliche Berichte: In einigen Fällen soll Tesla den Kunden mitgeteilt haben, dass derzeit keine Model Y von Giga Berlin ausgeliefert werden. In anderen Fällen heißt es, dass nur einige Fahrzeuge betroffen sind. Für die meisten Kunden wurde der neue Liefertermin um etwa einen Monat auf Ende Juli verschoben, für andere werden die Termine wohl in wenigen Tagen bekannt gegeben.
Erstes Model Y Long Range von Giga Berlin gesichtet
Trotz der Lieferverzögerungen und technischen Probleme scheint Tesla nun auch das Model Y Long Range bei Giga Berlin in Grünheide zu produzieren. Laut aktuellen Drohnenaufnahmen produziert Tesla seit kurzem nicht nur samstags, sondern neben dem üblichen Performance-Modell auch die aktuelle Basisversion. Die Bilder zeigen Fahrzeuge ohne die bei der Performance-Version übliche Spoilerlippe auf dem Kofferraumdeckel und mit den silbernen Gemini-Felgen anstelle der schwarzen 21-Zöller. Bislang kommen alle in Europa ausgelieferten Model Y Long Range aus China - ob die jetzt bei Giga Berlin gezeigten Modelle auch an Kunden ausgeliefert werden, ist noch nicht klar. Klar ist, dass derzeit nur schwarze und weiße Model Y aus dem deutschen Werk kommen, unabhängig vom Antriebssystem.